Hier der Erlebnisbericht unserer Starterin Andrea K.
Schwimm-WM in Kasan??? Wo liegt das überhaupt???
Kasan (oder Kazan) ist zwischen Moskau und dem Ural ( in Europa!) idyllisch an der Wolga gelegen mit einer über 1000-jährigen sehr bewegten Geschichte. Es ist die Hauptstadt der Tataren. Als Bollwerk Russlands gegen den Osten wurde es von Iwan IV. im 16. Jh. als Festung ausgebaut. Der Kreml gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die anschließende Baumannstraße, eine Fußgängerpromenade, ähnelt vom Flair der Rambla in Barcelona. In Kasan treffen sich Christentum und Islam, Okzident und Orient noch auf friedliche Weise und viele historische und neue Bauten zeugen davon.
Erstmals fanden die Schwimm-WM und die Masters-WM am gleichen Ort im gleichen Jahr nacheinander statt. Leider hatten wohl einige Länder zum Boykott aufgerufen und auch die Teilnehmerzahl aus Deutschland lag unter den Erwartungen. Von unserem Verein war nur ich am Start – immerhin. Der DSV hatte mich wohl übersehen. Die „get together Party“ ging an mir vorbei.
Ich konnte in Kasan erleben, was Gastfreundschaft und Begeisterung bedeuten. Alle Teilnehmer wurden auf dem Flughafen in Empfang genommen und per Bus ins Athletendorf gebracht. Dort kümmerten sich sofort freiwillige Studenten um uns, brachten uns zur Akkreditierung und nach kurzer Zeit hatte man seine ID- und Village-Bewohner-Card.
Per E-Mobil ging es dann zum Gebäude, in dem die deutschen Sportler untergebracht waren. Unterwegs wurde das Dorf präsentiert – Lebensmittel- und Souvenierladen, Post und Bank, Abfahrtsort der Shuttlebusse zur Schwimmarena (alle 30 Min., 15 Min. Fahrzeit), Frühstücksmensa, Gaststätten, Zelte mit Unterhaltung, kostenloser Massage, Hängematten zum relaxen und abendlicher Disko. Die Volunteere waren jederzeit an der Rezeption im Haus ansprechbar. Ein Internetraum stand zur freien Verfügung, ebenso WLAN. Mineralwasser erhielt man überall kostenlos.
Die Schwimmarena Aquatic Palace war mit zwei 50 m- und einem Sprungbecken die größte und schönste Halle, die ich kenne. Die Organisation war bestens und wurde allseits gelobt. Die geringere Teilnehmerzahl hatte auch ihr Gutes. Ein 50 m Becken konnte permanent für Training und Einschwimmen genutzt werden – beste Voraussetzungen für gute Leistungen. Viele Welt- und WM-Rekorde sprechen dafür. Auf der Anzeigetafel am Trainingsbecken wurden die Ergebnisse und Plätze der vorangegangenen Wettkämpfe neben dem aktuellen Lauf alternierend eingeblendet, so dass man sich gut über das eigene Abschneiden informieren konnte. Die Siegerehrungen fanden feierlich zwischen den Wettkämpfen statt . Zeitnah lagen Ergebnislisten im Internet vor und ausgedruckt zum Mitnehmen bereit. Man konnte sich auch gleich Urkunde und Medaille abholen, so man unter den ersten 10 platziert war. Mit einer persönlichen Bestzeit (über 100m Freistil) und je einem 6., 7. und 9. Platz war ich dreimal dabei – die Teilnahme hat sich auf jeden Fall gelohnt und das Erkunden von Kasan und seiner Umgebung dank eines umfangreichen touristischen Angebotes sowieso. Oder kennt ihr den Tempel aller Religionen?